Geschichte
Anekdoten
Das Haus zum Süßen Namen Jesu
(siehe Bild)
In der Wertherstaße liegt etwas zurückgebaut gegenüber dem Burgaufgang das Haus zum süßen Namen Jesu. In dem Haus gründete der Stiftsherr Chrysant Wilhelm Schmitz 1716 eine Mädchenschule.
Und zu diesem Haus gibt es eine kleine Geschichte von ungefähr vor 100 Jahren zu erzählen. Auf dem Dach des Hauses waren mit Hilfe von roten Dachziegeln (Schöttelspannen) die Buchstaben IHS „geschrieben“; die Abkürzung für, wie man im Rheinland sagt „Jesus, Heiland, Seligmacher“. Nun wohnte um 1910 dort eine inderreiche Familie, die wegen fehlender Einkünfte in den Geschäften häufig anschreiben ließ, um dann am Monatsende bezahlen zu können. Oft fehlte aber das Geld und so wurden die Schulden immer größer. So auch in der Bäckerei Simons, die zwei Häuser weiter ihr Geschäft hatte, wo heute die Pizzeria Pinochio ist. Ergebnis: Das Haus ging in Besitz der Familie Simons über.
Und hier ist der Eifeler nicht mundfaul, nein er ist genauso schlagfertig, wie der Berliner. Also deutete er die Inschrift um, sie hieß nun:
„Ich Hannet Satt – Jetz Hannet Simons“
Der Kanoniker Schnorrenberg und der Alkohol
Am 27. März 1743 ging der Vikar Schnorrenberg, wie es das Stiftsprotokoll berichtet, nach Kalkar, um dort die Messe zu lesen. Nach der Messe habe er sich dermaßen am Branntwein übernommen, dass er am Heiligenhäußchen zwischen Kalkar und Iversheim hoch besoffen liegenblieb. Dort fand ihn ein Korporal schlafend vor und ließ ihn von zwei Soldaten nach Kalkar zurückbringen und dort auf die Stufen der Kapelle legen, „allwohe er dann auch die nacht hindurch geblieben undt des andern Tags die Meß wieder unterlassen.“ Daraufhin wird Schnorrenberg vor das Stiftscapitel geladen, um dort die Angelegenheit zu klären, besonders auch, weil er schon häufiger wegen Trunkenheit aufgefallen war. Er trägt vor, er habe „unterwegs großer Schmerzen im Leib überkommen, wodurch er genöthigt worden, sich am heiligen Häußgen niederzulassen.“ Als seine Stiftskollegen sich in Kalkar erkundigen wollen, gesteht er seine Trunkenheit und erklärt, in der Messe einen Eid geschworen zu haben, niemals mehr Branntwein kosten zu wollen. Sollte er aber wieder mal erwischt werden, sei er bereit in den Kerker zu gehen bei Wasser und Brot. Aber schon kurze Zeit später, am 13. April zeigt sich wiederum seine Alkoholsucht. „… daß Herr Vicarius Schnorrenberg zu Eschweiler an Branntwein sich dergestalten angesoffen habe, daß die ganze Gemeinde sehr geärgert worden. Dergleichen excessen habe er auch kurtzer tage dahier in der statt begangen undt obwohlen deßen hospita denselben instendigst gebetten, daß er zu hauß bleiben möge, so habe sie dannoch nichts ausrichten können, sonderen seye gantz betrunken annoch durch die statt herumbgeschwermet.“
Zur Reparatur der Stiftsmühle
Im September 1631 haben beide Stifte, das Stift zu Prüm und das Münstereifeler Stift beide Mühlen, die am Werk und die in der Orchheimer Straße, renovieren und neu aufbauen lassen. Dieser Aufbau wurde vom Müller Meister Caspar aus Pünderich durchgeführt. Er stellte dann seine Forderung auf und berechnete für seine Arbeit allein an das Stift zu Prüm 1474 Gulden, zwei Malter Korn und einen Malter Hafer.
Die Rechnung wurde trotz der Höhe vom Prümer Stift bezahlt, doch der Protokolland schrieb unter die Rechnung als Notiz: In dieser entsetzlichen Rechnung sind wenigstens 400 Gulden an Wein und Bier versoffen worden.
Ursulinen - 416 Jahre Ordensgeschichte in Münstereifel
Am 24. März 2011 verabschiedeten sich mit einer Eucharistiefeier in der Klosterkirche des ehemaligen Ursulineninternats die letzten fünf Schwestern der Ursulinen endgültig von Bad Münstereifel. Damit endet ein langes segensreiches Wirken der Ursulinen von St. Salvator in Bad Münstereifel.
Die Geschichte der Ursulinen von Sankt Salvator begann im Dezember 1594, als die 18-jährige Margareta Linnerij in Münstereifel in der Pfarrkirche St. Chrysanthus und Daria das Gelübde der Ehelosigkeit ablegte. Bald darauf begründete sie ein geistliches Institut für die weibliche Bildung in der jetzigen Kapuzinergasse und legte dann auch testamentarisch fest, dass ihr Eigentum für Frauen verwandt werden sollte, die als ihre Nachfolgerinnen nach den von ihr entworfenen Satzungen leben und sich der Erziehung der Jugend widmen wollten.
Nach ihrem Tod im Jahr 1622 fanden sich dann auch Gleichgesinnte (Zeit ihres Lebens unterrichte Margarete Linnerij alleine), die das Haus St. Salvator weiterführten, als erste ihre beiden Kusinen Engelberta und Margareta Lynnerij. Im Februar 1649 schließlich stellte Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg das Haus St. Salvator unter seinen landesherrlichen Schutz.
Während das Haus St. Salvator in der heutigen Kapuzinergasse stand, war im Jahr 1716 eine zweite Mädchenschule in der Wertherstraße „Zum süßen Namen Jesu“ gegründet worden. Der aus Mayschoss stammende Kanoniker Chrysanth Wilhelm Schmitz hatte vor, seinen Lebensabend gegen entsprechendes Entgelt bei den Jungfrauen von St. Salvator zu verbringen. Die damalige Vorsteherin soll dies aber nach wiederholter Anfrage mit den Worten „Wir wollen keinen Hut am Tische haben.“ abgelehnt haben. Daraufhin begründete Schmitz die neue Erziehungsanstalt mit einem Kapital von 3584 Reichstalern und verordnete, dass geistliche Jungfrauen sich dort mit der Erziehung von Mädchen beschäftigen sollten.
Mit dieser Mädchenschule vereinigten sich nun im Jahr 1828 die Salvatorschwestern und bezogen das Gebäude des ehemaligen Karmelitessenklosters, das durch Napoleon säkularisiert worden war. Das neue Haus trug nun den Namen „St. Salvatorkloster“. Da die Aufgabe der Salvator-Schwestern von jeher Unterricht und Erziehung der weiblichen Jugend war, so werden nun auch in den neuen Statuten in dieser doppelten Hinsicht schätzenswerte Bestimmungen für die Schule gegeben. Der Unterricht wird in drei Klassen abgehalten. „In der ersten [Verf.: = letzte Klasse im Vergleich zur Prima als letzte Klasse des humanistischen Gymnasiums] muss gelernt werden: Lesen: vollständig gut; das Gelesene erklären und hierüber schriftliche Aufsätze machen. Schreiben: Schönschreiben; Rechnen: Regel de tri und soweit, als es im gewöhnlichen bürgerlichen Leben erforderlich ist. Deutsche Sprache und Orthographie vollständig; französische Sprache; Handarbeiten: vollkommen Stricken, Sticken und Nähen; Religion: Glaubens- und Sittenlehre vollständig. Gesang und Zeichnen.“ Die Anstalt steht nun unter der besonderen Aufsicht eines geistlichen und eines weltlichen Kurators. Erster geistlicher Kurator wird der Direktor des Michael-Gymnasiums Dr. Katzfey. Weiter wird, um den Erhalt der Lehranstalt zu sichern, ein Pensionat eröffnet, was vorher, zwar in weitaus geringerem Ausmaß, auch in den beiden Häusern St. Salvator und Im süßen Namen Jesu vorhanden war.
1843 trat nun mit Anna Maria Scheeben, die sich nach der Profess „Schwester Ursula“ nannte, eine wichtige Frau in die Gemeinschaft ein, die von Elsner „zweite Stifterin des Salvatorklosters“ genannt wird. Durch ihre Leitung schlossen sich dem Konvent wieder mehr junge Frauen an und sie richtete neben dem bisherigen Schulunterricht noch ein Lehrerinnenseminar ein. Da nun der Platz im Gebäude nicht mehr ausreichte, kaufte Mater Ursula eine Immobilie auf dem Klosterplatz und baute in den Jahren 1871-72 für die Stadt hier ein Rathaus, damit die Stadt aus dem bisher als Rathaus genutzten Flügel des ehemaligen Karmelitessenklosters ausziehen konnte. Noch heute wird dieses Gebäude, in dem jetzt die „Offene Grundschule“ untergebracht ist, von Münstereifelern das „Alte Rathaus“ genannt, während das wirklich alte gotische Rathaus „Neues Rathaus“ heißt, da es erst nach dem zweiten Weltkrieg nach Restaurierung wieder benutzt wird. Seit 1843 legten die Schwestern auch das dreifache Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams ab, lebten nach der Regel des hl. Augustinus, wie sie für die Ursulinerinnen gegeben war. Das bedeutet nun aber noch nicht, dass die Gemeinschaft als Orden und schon gar nicht als Orden der Ursulinen anerkannt war.
Was aber der Dreißigjährige Krieg und die Französische Revolution nicht geschafft hatten, das sollte nun nach dem Sieg von 1870-71 der sogenannte preußische Kulturkampf schaffen. Ein Gesetz, die geistlichen Orden betreffend, schloss alle Orden und ordensähnlichen Kongregationen der katholischen Kirchen von dem Gebiet der preußischen Monarchie aus. Am 1. April 1879 war der letzte Tag für die Salvatorschwestern gekommen. Mater Ursula hatte schon in weiser Voraussicht in Roermond in Holland ein Gebäude gekauft und zog mit den Schwestern dorthin. In Holland traten nun die Ursulinen von Düsseldorf an sie heran und baten um engere Zusammenarbeit. Dieser Wunsch kam den Salvatorschwestern von Münstereifel sehr entgegen, wünschten sie doch schon seit langem Anschluss an den Ursulinenorden. Im November 1880 zogen die Ursulinen von Maastricht nach Roermond, um zuerst den Versuch zu machen, in einer Gemeinschaft weiterzuleben. Am 16. März 1883 schließlich genehmigte Papst Leo XIII. den Zusammenschluss beider Gemeinschaften unter dem Namen „Ursulinen von St. Salvator“.
Nachdem der Kulturkampf mit dem sogenannten 2. Friedensgesetz von 1887 beendet wurde, konnten die Schwestern wieder nach Deutschland zurückkehren, nur die erneute Niederlassung in Münstereifel blieb ihnen weiterhin versagt. Erst 1921 fanden die Ursulinen von St. Salvator nach Münstereifel zurück und eröffneten hier eine Mittelschule, ein Internat sowie eine Haushaltungsschule. Karl Hürten schreibt in seiner Geschichte der Stadt Münstereifel „Seitdem prangt über dem Eingangstor des ehemaligen Salvatorklosters die Aufschrift: Pensionat der Ursulinen von Sankt Salvator.“
Während der Zeit der Nationalsozialisten mussten die Schwestern ein zweites Mal Münstereifel verlassen. Am 1. April 1940 war die Schule beschlagnahmt und in eine nationalsozialistische Erziehungsanstalt umgewandelt worden.
Nach ihrer Rückkehr 1945 bauten die Schwestern das im Krieg teilweise zerstörte Haus wieder auf und richteten als erstes ein Kindererholungsheim ein. Mit dem Schuljahr 1957/58 begann mit den ersten 36 Sextanerinnen unter der Leitung von Schwester Alberta das „Neusprachliche Gymnasium St. Angela“ seinen Unterricht. Bis 1959 befanden sich im Gebäude neben dem Rathaus das Kindererholungsheim, der Konvent der Ursulinen, das Pensionat und die ersten Klassen des Gymnasiums. Ostern 1966 legte dann der erste Jahrgang sein Abitur am Gymnasium St. Angela ab.
Als der Platz nicht mehr ausreichte, entschlossen sich die Ursulinen zum Neubau eines Internats am Ende der Otterbach. Am 8. Februar 1961 wurde das Richtfest für das neue Internat der Ursulinen gefeiert. Im April 1962 wurde das Internat bezogen und 1964 als letztes die Kirche eingeweiht.
Am 13. November 1971 wurde dann das Gymnasium St. Angela mit dem Internat aus der Verantwortung des Ursulinenordens in die Trägerschaft des Erzbistums Köln übergeben. Die neue koedukative Schule erhielt den Namen „Privates Erzbischöfliches St.-Angela-Gymnasium für Jungen und Mädchen“.
Die letzten Lehrschwestern verließen in den 70ger Jahren das Gymnasium. Schwester Justine ging mit dem Erreichen der Altersgrenze 1974 von der Schule, Schwester Lamberta 1976
Jesuitenkirche
Nachdem auch in Münstereifel sich die Lehre Martin Luthers begann auszubreiten, wandte sich der Rat der Stadt auf Drängen der Stiftsherren an den Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und bat um die Ansiedlung eines Ordens. Im Mai des Jahres 1625 traf dann mit Pater Heinrich Rinkop der erste Jesuit in Münstereifel ein. Den Jesuiten wurde die damalige Pfarrkirche, die Johanniskirche zugewiesen, aber schon nach einigen Wochen, sollen an normalen Sonntagen mehr Menschen die hl. Sakramente empfangen haben als sonst an so hohen Festtagen wie Pfingsten und Weihnachten. Der Zustrom zu den Predigten war so stark, dass die kleine Kirche die Zuhörer nicht fassen konnte und so ist es verständlich, dass im Jahr 1648 die Jesuiten den Rat der Stadt um einen Bauplatz baten, denn sie seien entschlossen „ein Collegium mit zugehörigen Kirchen und Schulen zu bauen und hierzu einen Platz nächst dem St. Johannisberge, [...] begehre“
Währenddessen waren im Jahr 1646 in Rom die Gebeine des hl. Donatus erhoben worden und von Papst Innozenz X. dem General der Jesuiten geschenkt worden, der sie für die in Münstereifel noch zu erbauende Kirche bestimmte. Am 10. August 1659 wurde der Grundstein für diese Kirche gelegt. 1668 nahmen die Jesuiten ihre neue Kirche in Gebrauch. Der Kurfürst Maximilian Heinrich, seit 1650 Erzbischof von Köln, stiftete den Hochaltar mit dem Bild des hl. Donatus (das 1840 wegen Beschädigung gegen das jetzt im Altar sich befindende Gemälde ausgetauscht wurde).
Am Sonntag, dem 24. August 1670 wurde die Kirche feierlich von Peter von Walenburg, Weihbischof von Köln, eingeweiht. Die Jesuiten schrieben „Die Kirche selbst weihte er in feierlicher Weise zu Ehren unseres hochheiligen Patriarchen und Gründers Ignatius, den ersten Altar aber zu Ehren des hl. Märtyrers Donatus, einen zweiten [...] zu Ehren des allerheiligsten Kreuzes und des hl. Ignatius; einen dritten zu Ehren der seligsten Jungfrau und des hl. Franziskus Xaverius.“
Im Laufe der Säkularisation der Franzosen gelangte die Jesuitenkirche 1803 in den Besitz der Pfarrgemeinde und taucht dann während des preußischen Kulturkampfes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder in den Akten auf. Mit Verfügung vom 31. Juli 1868 sollte sie abgerissen werden. Daraufhin ließ der Religionslehrer Dr. Menden die Fassade durch Pfeiler stützen und erreichte so, dass die Kirche weiter benutzt werden konnte. Auf seine Veranlassung hin wurde auch 1876 in Köln die Donatusstatue angefertigt, die heute noch in der Figurennische der Fassade steht.
Im Zweiten Weltkrieg hatte die Jesuitenkirche schwer gelitten, besonders der Dachstuhl war durch Bombenschäden stark beschädigt worden. 1952 begann man mit den Restaurierungsarbeiten und am 3. August 1958 zog die Pfarrgemeinde wieder in die Kirche ein. Aber auch diese Zeit sollte nicht lange andauern. Am 9. Oktober 1977 wurde sie wegen Einsturzgefahr baupolizeilich gesperrt. Das Gewölbe war im mittleren Teil erkennbar abgesackt, große Putzteile waren heruntergefallen und beide Seiten des Kirchendachs waren eingeknickt. Diese Renovierung sollte fast dreieinhalb Jahre dauern. An Christi Himmelfahrt 1981 zog die Pfarrgemeinde zum zweiten Mal nach dem Krieg in die Kirche ein.
Orgel und Glocken
Die erste Orgel, ein kleines Werk von 12 Zügen, wurde 1854 für 200 Taler an die Pfarre Flamersheim verkauft. Die zweite Orgel wurde 1854 von Orgelbauer Sonreck aus Köln gefertigt. Sie fiel dann aber zum Teil den Auswirkungen des Krieges direkt und dann nach dem Krieg den Altmaterialsammlern zum Opfer, die die metallenen Orgelpfeifen entwendeten. Die dritte, jetzt noch in der Kirche vorhandene Orgel wurde in den Jahren 1963 bis 1965 von der Orgelbaufirma Seifert & Sohn als Restauration und Erweiterung einer spätbarocken Orgel aus Saeffelen, Kreis Geilenkirchen aufgebaut.
Im Dachreiter hängen heute drei Glocken, wovon zwei auf ein langes Alter zurückblicken. Die erste wurde 1617 gegossen und trägt die Umschrift „Hans Henschel zu Mentz gos mich 1617“. Die zweite Glocke, dem hl. Donatus gewidmet, stammt aus dem Jahr der Kirchenkonsekration 1670 und trägt die Umschrift „ S. DONATUS +AD GLORIAM DEI JOHAN LEHR ME FECIT COLONIAE 1670 (Hl. Donatus+Zur Ehre Gottes goss mich Johan Lehr aus Köln 1670)“ . Die dritte Glocke ist dem Erzengel Michael gewidmet. Die erste Michaels- Glocke wurde 1779 gegossen und musste 1917 im ersten Weltkrieg abgegeben werden. Darauf sammelte der „Verein Alter Münstereifeler“ und ließ 1929 in Apolda eine neue Glocke gießen. Sie trug in Latein die Umschrift „1779-Die Glocke des hl. Erzengels Michael, welche im furchtbaren Kriege 1914-18 für das Wohl des Vaterlandes geopfert wurde, ist elf Jahre später mit Hilfe der Spenden früherer Schüler in größerer Schönheit wiedererstanden-1929“ Aber auch diese Michaelsglocke sollte einem Krieg geopfert werden. 1942 schlug sie zum letzten Mal. 1981 nun wurde die Michaelsglocke, die heute noch zu hören ist, in Gescher gegossen. Sie trägt die Umschrift „ Zu Ehren St. Michael gestiftet v. d. ehemaligen Schülern des St.-Michael-Gymnasiums“
Das Münster in der Eifel
Im August 762 schenkte Bertrada die Jüngere, die Mutter Karls des Großen, der Abtei Prüm Ländereien am Oberlauf der Erft.
Als Abt Marquard von Prüm seine Mönche im Jahre 830 in dieses Peterstal schickte, um hier eine Niederlassung seiner Abtei zu gründen, gab es an diesem Ort zwei fränkische Weiler, nämlich Werth und Orchem. Der Auftrag der Benediktinermönche mit ihrer Ordensregel „Ora et labora“ war zunächst die Errichtung einer Klosteranlage und die Urbarmachung der Erftauen um das Klostergelände herum.
Die Benediktinermönche fanden eine kleine Saalkirche aus Stein vor, die –gemäß den Ausgrabungsergebnissen- zeitlich zwischen 700 und 830 entstanden sein muss. Sie war fast quadratisch mit den Maßen 4m x 4,20m.
Als im Jahre 787 beim zweiten Konzil von Nicäa die Konzilsväter festlegten, dass jede konsekrierte Kirche Reliquien eines Heiligen besitzen müsste, gab es einen ungeheuren Aufschwung in ihrer Beschaffung. Schon Karl der Große sammelte auf seinen Romzügen Reliquien und förderte diesen Kult. Jedes Kloster, das seinem Schutz unterstellt war, bedachte er mit Reliquien.
Geschäftstüchtige Römer -Bürger wie Priester - nutzten die Reliquiensucht der Franken aus, um daran zu verdienen und es entwickelte sich ein förmlicher Handel mit Fälschungen. Der Papst versuchte dieses zu verhindern und ließ Katakomben und Friedhöfe bewachen.
In der Vorstellungswelt der Menschen dieser Zeit gewann der Besitz von Reliquien eine besondere Beutung: Sie waren Kraftquellen und starke Helfer, um den Segen des Himmels auf sich herabzuziehen und waren zugleich Unterpfand für die heilbringende Fürsprache dieser Heiligen.
Reliquien der besonderen Art waren „Herrenreliquien“. Das waren Gegenstände, die mit Jesus Christus in Berührung gekommen waren, wie das Heilige Kreuz, an dem Jesus Christus starb, das Grabtuch oder die Dornenkrone, die uns allen bekannt wurde im April 2019, als in Paris „Notre Dame“ brannte und diese Dornenkrone gerettet werden konnte.
Als Reliquien erster Klasse bezeichnete man alle Körperteile von Heiligen, insbesondere aus dem Skelett (ex ossibus, aus den Knochen), aber auch Haare, Fingernägel und, soweit erhalten, sonstige Überreste, in selteneren Fällen auch Blut. Bei Heiligen, deren Körper verbrannt wurden, galt die Asche als Reliquie erster Klasse. Die Prümer Abteikirche war im Besitz einer kostbaren Herrenreliquie, sie besaß nämlich Teile der Sandalen Christi, die König Pipin der Abtei im Jahre 752 geschenkt hatte. Sie wurde dadurch Anziehungspunkt für viele Pilger und Wallfahrten.
Wenn auch Marquard sich solch einen sacralen Anziehungspunkt für sein neues Münster wünschte, konnte er aber nicht auf eine Herrenreliquie hoffen. Stattdessen bat er in seinem Brief an den Kaiser um den Körper eines hervorragenden Märtyrers berühmten Namens für das neugegründete Kloster, damit die Gläubigen durch dessen Leben und Tod zu innigeren Verehrung Gottes angehalten würden. Und so zog Marquard, versehen mit dem Empfehlungsschreiben Kaiser Lothars, im Jahr 844 auf in die Heilige Stadt.
Marquard war schon eine Zeit auf dem Weg, als ihn die Kunde vom Tod des Papstes Gregor IV. und der Neuwahl des Papstes Sergius II. erreichte. So unterbrach er seine Reise, kehrte zu Kaiser Lothar zurück, um ein neues Empfehlungsschreiben seines Kaisers an den neuen Papst zu erhalten.
In Rom übergab Papst Sergius II. Marquard durch einen Boten die Leidensgeschichte der zur Übergabe vorgesehenen Heiligen. Marquard wurde aufgefordert, eine Abschrift davon anzufertigen. Erst zu diesem Zeitpunkt also erfuhr er, dass es sich um die Gebeine der frühchristlichen Märtyrer Chrysanthus und Daria handelte.
Nach Empfang der Reliquien trat Marquard sofort die Rückreise an, weil ihm gemeldet worden war, dass sich ein Heer in Oberitalien gesammelt hatte. Von Ostia aus segelte er mit seinem kostbaren Schatz nach Marseille. Von dort ging der Zug, die Rhone aufwärts durch Burgund zum Rhein.
Den Rhein hinunter fuhr er mit dem Schiff bis Sankt Goar, das auch dem Kloster Prüm gehörte. Der Ruf von Wunderheilungen ging den beiden Heiligen voraus.
Eine Frau wurde von ihrem schweren Nierenleiden geheilt, als sie die Bahre mit den Reliquien berührte; eine weitere konnte ebenfalls nach Berührung der Reliquien wieder laufen.
Nach der Rast in Sankt Goar zog man weiter nach Prüm, wo im Kloster die Gebeine ruhten, bis sie am 25. Oktober 844 in der baulich nun erweiterten Krypta des neuen Eifelklosters, des novum monasterium in pago Eifliae situm, festlich beigesetzt wurden.
Auch zur neuen Ruhestätte der beiden Heiligen kamen Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung, um Heilung von ihren Krankheiten zu erlangen, waren Chrysanthus und Daria doch die ersten römischen Heiligen neben Kornelimünster weit und breit.
In den Protokollbüchern des Kanonikers Tilmann Pluntsch aus dem 15. Jahrhundert finden sich insgesamt 26 Wunderheilungen an Pilgern aus Elvenich, Üxheim, Vettweiß, Zülpich, Bonn, Sintzig und dem Ardennengau. Man muss sich ins Gedächtnis rufen, in welch schlechtem Zustand die Straßen und Wege damals waren, um zu erkennen, welche Strapazen die Kranken und ihre Begleiter auf sich nahmen.
Eine der Wunderheilungen betraf einen Mann namens Daguin aus dem Dorf Elvenich. Er wurde im gleichen Jahr der Beisetzung der Heiligen so lahm in den Beinen, dass er überhaupt nicht mehr gehen konnte, sondern auf Händen und Füßen kroch. Ein Jahr lang blieb er so lahm. Dann brachte man ihn auf einem Karren zu dem heiligen Ort. Drei Tage lang schleppte er sich kriechend durch die Kirche und ließ sich oft in der Krypta bei dem Schrein der Heiligen nieder. Als man in der vierten Nacht zu den Nocturnen, das sind die Stundengebete gegen fünf Uhr morgens, läutete, und er sich in gewohnter Weise einfand, befahl ihm der Küster, die Kirche zu verlassen. Er gehorchte dem Befehl und schleppte sich in die Vorhalle. Weil es aber dort zu stark windete, konnte er es nicht mehr aushalten und begab sich zu dem Eingang, der von der Kirche zum Armenhospiz führte und legte sich dort nieder.
Als er dort einige Zeit gelegen hatte, sah er zwei wunderschöne Kinder in weißen Gewändern, wie sie durch den selben Eingang heraustraten und auf das Hospiz zuschritten. Einer von ihnen sagte: „Steh auf, weil du geheilt bist und geh nach hause.“ Er lobte und dankte Gott, der ihn durch seine Heiligen so geheilt hatte, dass er, der auf dem Karren gekommen war, auf eigenen Füßen nach Hause gehen konnte.
Durch die Erwähnung in den Wunderheilungen des 9. Jahrhunderts gehört das Münstereifeler Hospital mit zu den ältesten bezeugten Hospitälern in Deutschland. Im Erzbistum Köln kann nur das Domspital und das Klosterspital von Werden auf ein ebenso hohes nachweisliches Alter zurückblicken. Auch das Kloster Werden (heute Essen-Werden) war, wie Münstereifel ein Benediktinerkloster.
Doch zurück zu einem weiteren Wunder:
Nicht weit entfernt von Münstereifel liegt das Dorf Vettweis. Seine Bewohner hatten beschlossen, gemeinsam zu den Heiligen zu pilgern. Um nicht mit leeren Händen zu kommen, wollten sie ein Fass Bier mitnehmen. Bevor sie sich auf den Weg machten, hielten sie Rat, ob sie nicht zuerst die Güte des Bieres prüfen sollten. Gesagt, getan. Sie schlugen den Spund ein, doch kein Tröpfchen Bier kam heraus. Sie glaubten, dass ihr Diener einen Fehler gemacht hätten und beauftragten daher einen anderen damit, den Boden des Fasses aufzubohren. Doch auch hier kam kein Bier heraus. Da gingen sie in sich und erkannten, dass das Bier an einem Sonntag gebraut worden war. Sie erkannten ihre Schuld und versprachen, nie wieder an einem Sonntag Bier zu brauen. Als Buße gelobten sie, das mißfallende Bier an die Armen zu verteilen. Kaum war das gelobt, begann das Bier aus allen Öffnungen herauszusprudeln. Man verteilte also dieses Bier an die Armen und braute anderes. Dann zogen sie, wie beschlossen zu den Heiligen. Dort bekannten sie ihre Schuld und kehrten nach vollbrachtem Gelübte nach Hause zurück.
Bald schon war der Zulauf zu den römischen Katakombenheiligen so stark geworden, dass die kleine Gemeinde wuchs, dass Händler herbeizogen, um an den Pilgern ihr Geld zu verdienen, und dass schließlich auch der Ruf dieses kleinen Ortes sich weit über die Grenzen ausdehnte. Und so besuchte schließlich sogar König Zwentibold von Lothringen kurz nach seiner Hochzeit im Jahr 897 das Neue Kloster an der Erft.
Zurück in Trier setzte er in Gedenken an seinen Besuch am Grab von Chrysanthus und Daria am 13. November 898 eine Urkunde auf, in der er verordnete, dass mit unserer Erlaubnis und der unserer Nachfolger an diesem Ort Markt abgehalten und eine öffentiche Münzstätte errichtet wird; vom Zoll dieses Marktes übertragen wir für immer zwei Drittel für die Kirche der heiligen Chrysanthus und Daria, deren Leiber dort ruhen.
Von nun an war die Geschichte der Pfarrpatrone Chrysanthus und Daria und des neuen Klosters auf das engste verbunden mit der Entwicklung des Marktplatzes in die Stadt Münstereifel.
Dem neuen Münster wurden nun neben dem Einkommen aus der Prümer Abtei noch eigene Einnahmen aus sieben weiteren Mutterkirchen zugeteilt worden: Kirspenich, Wichterich, Wissersheim, Rheinbach, Vischel, Sahr und Weingarten mussten den Zehnten ans novum monasterium abliefern.
In den kommenden Jahrhunderten wuchs nun der Einfluss und auch der Reichtum des Stiftes. Um 1050 baute man den großen quadratischen Turm des Westwercks, in dem heute die Glocken hängen, und den Pörzeling mit der Michaelskapelle.
Der Pörzeling oder lateinisch Porticus war ein zum Freihof des Stiftes geschlossener, zum Friedhof offener Säulengang. Auf diesem Säulengang befand sich die Michaelskapelle.
Um 1100 brannte zum ersten Mal die jetzige Kirche. Man riß die Trümmer zwischen Krypta und Westwerk ab, und baute eine dreischiffige Basilika mit einem über der Krypta erhöhtem Chor. Wie es typisch war für eine romanische Basilika hatte auch unsere Kirche jetzt eine Flachdecke.
Die neuen Altäre in der jetzt fertigen Basilika sollte der Erzbischof von Köln weihen.
Friedrich von Schwarzenburg war von 1100 bis 1131 als Friedrich I. Erzbischof von Köln. Neben den Reliquienkästchen wurde sein Siegel in vier Altären gefunden, als sie im 19. Jahrhundert abgebrochen wurden.
(Bildnachweis: J.M.Ohlert)
Der Fund dieser vier Siegel ist für die Baugeschichte unserer Kirche sehr wichtig. Er bestätigt die dendrochronologischen Ergebnisse, die auf eine Bauzeit von 1100-1116 schließen.
Die Kirche muss also spätestens 1130 fertig gewesen sein, sodass Friedrich die Altäre weihen konnte. Mittlerweile war die Gotik modern geworden und im benachbarten Kloster Steinfeld hatte man eine Gewölbedecke. Also wollte man hier auch nicht unmodern sein, und baute um 1150 die Kreuzgewölbe unter die flache Balkendecke.
Viele großzügige Schenkungen vermehrten den Reichtum des Stiftes; aber auch kleinere Schenkungen von mehr oder weniger einfachen Leuten, die um ihr Seelenheil bangten, gehörten dazu.
Als im Jahr 1112 der eben erwähnte Erzbischof Friedrich I seine Schenkungen nochmals bekräftigt, ist die von ihm gemachte Ortsbestimmung für uns interessant. Er schreibt: in pago Eiflia in villa quae Monasterium dicitur; Im Eifelgau, in dem Ort, der Münster genannt wird.
So wuchs Bedeutung und auch der Reichtum des Stiftes. In einer Aufstellung aus dem Jahr 1550 kommen allein 40 Orte vor, die mehr oder weniger dem Stift zehntpflichtig waren.
Dazu gehörten neben den Orten um das neue Kloster herum auch Orte an der Ahr, der Mosel, dem Rhein und Orte nördlich von Jülich und Düren.
Und so war das Stift für die Einwohner dieser Orte der zuständige Lehnsherr, dem die Hausvorstände den Lehneid leisten mussten, er lautete:
„Ich NN gelobe und schwöre zu Gott, meinem Lehnsherren, einem ehrwürdigen Dechanten und Kapitel zu Münster-Eiffel treu und hold zu sein, ihr Bestes zu werben und ihr Ärgst zu verhüten und nach meinem Vermögen zu wenden, daß ich auch und meine Erben, so oft das Not gebührt das Hofgericht gehalten wird, vorgehen und vorstehen und sonst tun und lassen, was getreue Lehnleute ihrem Lehnherren schuldig sind zu tun. Und was ich jetztunder allhie gelobe, soll ich fest und steht und unverbrüchlich halten, wie es einem frommen Lehnmann von Ehren gebürt, als mir Gott helfe und sein heiliges Evangelium.“
Außerdem musste der Lehnsherr der Besitztümer auch für den Erhalt der Besitztümer aufkommen.
Und so finden wir in den Protokollen des Stifts regelmäßig Einträge wie, dass das Dach der Kirche in Rheinbach repariert werden musste oder es mussten einige Karren Kalk von Münstereifel nach Ahrweiler gekarrt werden, da dort der Brunnen drohte einzustürzen und er neu ausgefugt werden musste.
Aber nicht nur diese Verantwortung für die bauliche Unterhaltung der Zehnthöfe und der abgabenpflichtigen Orte unterlag dem Stift, auch die Ausübung der niederen Gerichtsbarkeit war Sache der Kanoniker.
Diese Gerichtsbarkeit galt einerseits für die Einwohner des Stiftsbezirks, andererseits aber unterlagen alle dem Stift auf Grund von Schenkung oder Erbung zugefallenen Höfen, Orten und Gebäuden dieser Rechtssprechung des Stiftes. So klagt im Januar 1720 die ledige Anna Catharina Pesch, sie sei in der Stiftsmühle von Johann Heinrich Zensen geschwängert worden und sie verlangt vom Stift satisfaction, also Genugtuung.
Der Kanoniker, der hierüber Protokoll führt, schreibt ausdrücklich: „ sie sei in mola also in jurisdictione nostra deflorirt worden“ – sie sei in der Mühle also in unserer Rechtsprechung entjungfert worden.
Und die Einwohner im Sahrtal –in Kirchsahr, Binzenbach und Sahr- sind im 18. Jahrhundert sehr streitbar und aufmüpfig. Und so notiert der Schreiber diesmal im Protokollbuch des Stiftes: (21.8.1771) „Um die Untertanen in Sahr in Furcht und Zaum zu lassen, ist es nötig, einen Keks (Pranger) daselbst aufrichten zu lassen. Dazu wird erlaubt, einen Baum zu fällen.“
Um die Wende vom 10. zum 11. Jahrhundert nun wurde aus dem Kloster (monasterium) ein Stift: In einer Urkunde aus dem Jahr 1086 ist nämlich noch vom Kloster Münstereifel die Rede; 20 Jahre später bestätigte Erzbischof Friedrich I. dem Stift Münstereifel das Recht auf den Zehnten zu Münstereifel und anderen Orten.
Die Umwandlung in ein Stift kann sogar schon früher erfolgt sein, da Abt Popo in einer Urkunde von 1112 den Kanonikern zu Münstereifel das 100-Jahre-alte Recht auf die freie Wahl des Propstes und Dechanten bestätigt. Mit dieser Urkunde wird der Dechant zugleich Pfarrer des Ortes.
Da aber die lateinischen Texte die Begriffe für Kloster und Stift, für Ordensbruder und Cleriker, oft wahllos benutzen, ist nur eins sicher, wie Wolfgang Löhr in seiner Dissertation schreibt: „allen Lösungsversuchen ist gemeinsam, dass sie überhaupt nicht oder nur kaum begründet sind.“
Daher wollen wir uns hier den meisten Veröffentlichungen und Untersuchungen anschließen und spätestens ab 1100 vom Stift und den Stiftsherren reden.
Nach dem Brand auf Sankt Martin im Jahr 1376, den uns auch Tilmann Pluntsch überlieferte, wurde die Kirche wieder aufgebaut. Bei diesem Brand ist wohl auch ein Großteil der Akten und Urkunden vernichtet worden. 400 Jahre später, am 18. Oktober 1771 beschließt das Kapitel, auf der Orgelbühne ein sicheres Archiv einzurichten, doch 1792 haben die Stiftsherren Angst um den Erhalt ihres Archivs, sie schreiben „Da es das ansehen hat, daß die Franzosen den Rheinstorm besezen werden, so wurde beschlossen das Silberwerck, auch das Archivum so viel möglich in Sicherheit zu bringen.“
Doch alle Urkunden und Protokollbücher konnten nicht gerettet werden. 60 Urkunden sind noch im Pfarrarchiv vorhanden. Weitere sind im Stadtarchiv und in den Archiven in Duisburg und Koblenz.
Das Hauptarchiv mit 576 Bänden aber hat laut Pfarrer Zinken 1802 ein Engländer gekauft. Die Bücher sollen dann mit der auch aufgekauften Bibliothek von St. Gereon in Köln im Kanal untergegangen sein.
Die Stiftsherren kamen seit der Umwandlung nur noch zusammen, um feierlichen Gottesdienst zu halten und das Chorgebet in der Stiftskirche zu verrichten. Sie bildeten ein sogenanntes Kollegiatstift und ordneten ihre Angelegenheiten bei Zusammenkünften im Kapitelsaal. Zum Stift gehörten Stiftsherren, die die Priesterweihe hatten, Diakone und Subdiakone. Sie wohnten nicht mehr zusammen in einem Klostergebäude, sondern führten einen selbstständigen Haushalt in den sogenannten Stiftshäusern, die auch heute noch den Klosterplatz umsäumen. Ende des 17. Jhdts waren um den Klosterplatz und auf dem Klosterberg achtzehn Stiftsherrenhäuser.
Die Mitglieder des Kapitels, die noch kein Haus ihr eigen nennen konnten, schliefen dann teilweise im Dormitorium, im Klosterschlafsaal, der noch 1786 genannt wird, als er mit der Scholasterei neu aufgebaut wird.
Doch auch bei den Stiftsherrenhäusern dürfen wir uns jedoch nicht vom sogenannten Romanischen Haus in der Langenhecke verleiten lassen. Nicht alle Stiftsherren hatten ein solch aufwändiges Steinhaus.
Im Oktober 1743 wird berichtet, dass der Capitels Brunnen an der Pistorey „unflätiges, stinkendes und daher unbrauchbares Wasser habe“. Darauf werden die Stiftsherren Hauptmann und Bollenrath beauftragt, dies in Augenschein zu nehmen. Zurück berichten sie, dass die Verunreinigung davon herrühre, dass der Stiftsherr Baum nahe beim Brunnen Rindvieh und Schweine halte. Als der Stiftsherr Baum aufgefordert wird, das Vieh abzuschaffen, sagt er, seine Vorgänger hätten alle dort ihr Vieh gehalten und gleichwohl sei niemahlen darüber geklagt worden. Aber sein Brunnen sei durch das „privet“ des Stiftsherren Franck völlig verdorben und das sei schon vor 12 Jahren gemeldet worden.
Was ist nun ein privet ? Als der Stiftsherr Cremer den Wasenmeister Johann Jakob Schweickart, also den Abdecker der Stadt verklagt, tut er das, weil dieser nicht richtig gearbeitet habe an seiner Heimlichkeit. Mit den Namen Privet oder Heimlichkeit umschrieb man ganz vornehm den Plumsklo, der sich hier negativ auf das Brunnenwasser auswirkt.
Und so beschließt die Versammlung der Stiftsherren: „Da die gesunde Vernunft mit sich bringet, daß kein privet ahn eines nachbarlichen Kochbrunnen zu gedulden seie, weder ein privater denn ein publico; als wirt beyden Canonicis Franck et Baum aufgeben; jenem das privet zu montificiren, dießem aber solche anstalten zu machen damit der gemeiner Capituls brun durch dessen stallung nit inficirt werde, wes endts dan demselben den Capituls stall bis dahin zu gebrauchen erlaubt wirt,“
Also lebten ein Teil der Kanoniker, wenn sie denn ein eigenes Haus ihr eigen nennen konnten, wie die ärmeren Tagelöhner in der Stadt auch, deren wichtigster Besitz das Schwein und die magere Kuh waren.
Alle Bewohner des Stiftes waren der Stadt Münstereifel gegenüber nicht abgabenpflichtig, daher erklärt sich auch der Begriff Immunität vom lateinischen immunis, was in diesem Fall frei von Leistungen, sprich Abgaben und Steuern bedeutet. Auf der anderen Seite hatten alle Bewohner der Stiftsimmunität keine Bürgerrechte, sie unterstanden –wie eben gesagt- der niederen Gerichtsbarkeit des Stiftes. Zu den Bewohnern zählten neben den Stiftsherren selbst auch ihre Bediensteten, nämlich Knechte, Mägde, Handwerker, Küster, Bäcker und Brauer, Organisten und Lehrer.
Die Gebeine der heiligen Chrysanthus und Daria lagen ursprünglich in einem Steinsarkophag, dann in einem Holzschrein. Im Jahr 1505 geschah ein erstaunliches Wunder. Ein taub und blind geborener Junge konnte nach Berühren des Schreins plötzlich sehen und hören. Dieses Wunder veranlaßte den Herzog von Jülich soviel Gold und Silber zu stiften, dass ein massiv silberner vergoldeter Prunkschrein angefertigt werden konnte.
Aber schon 38 Jahre später, als Wilhelm V. von Jülich im Krieg mit Kaiser Karl V. Geld brauchte, wurde der wertvolle Schrein eingeschmolzen.
Während der Kriegsunruhen des 30-jährigen Krieges im 17. Jahrhundert wurden die Reliquien auf die Arburg in Sicherheit gebracht. Dort blieb der Schrein mit den Reliquien unversehrt, als der Pulverturm der Burg durch einen Blitz getroffen in die Luft flog. 1639 kehrten die Gebeine wieder nach Münstereifel zurück, um dann wenig später während des pfälzischen Erbfolgekriegs (3. Raubkrieg Ludwig XIV. 1688-1697) nach Köln in die Kirche St. Severin gebracht zu werden.
Einige Jahre später sahen sich Dechant, Kapitel und Stadt erneut gezwungen, wegen anhaltender Gefahr durch den spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) die Reliquien nach Köln in Sicherheit zu bringen. Am 24. Juni 1715 wurden die in silber gefassten Häupter der hiesigen Pfarrpatrone dann nach Münstereifel zurückgebracht. Am Dahmenkreuz, dass noch bis in die 50-ger Jahre an der Otterbach stand, war vom den Stiftsherren ein Triumphbogen errichtet worden. Dort empfingen die Kanoniker ihre Schutzpatrone.
Seither ruhen sie in ihrem neuen Schrein in der Krypta der Stiftskirche.
1794 besetzten die Franzosen das linke Rheinland. Auch in Münstereifel zogen französische Truppen ein, und sie ließen sich nicht im geringsten davon abhalten, dass an den Grenzen des Amtes Münstereifel Schilder in deutscher und französischer Sprache aufgestellt worden waren mit der Beschriftung „Churpfalz-Herzogtum Jülich“.
Münstereifel gehörte nun zum Departement Rhein-Mosel, verlor damit seine Stellung als ehemalige Mithauptstadt von Jülich. Die Stadt wurde im Kanton Rheinbach nur noch als „mairie“, d.h. als Bürgermeisterei geführt. Diese Bürgermeisterei bestand aus den Ortschaften Arloff, Effelsberg, Houverath, Iversheim, Langscheid, Lethert, Mahlberg, Münstereifel, Mutscheid, Rupperath und Schönau.
Und so verlor das Stift nicht nur seine Besitzungen an Mosel und Ahr, auch die früher selbstverständlich zu Münstereifel gehörigen Orte Nöthen, Kolvenbach, Bergrath und Hohn wurden nun dem Departement Rur zugeschlagen. Die Ergebnisse dieser Neugestaltung sehen wir heute noch darin, dass diese Orte zum Bistum Aachen gehören.
Während im Juni 1794 noch 31 Personen im Stift wohnten, sind im April 1802 die Klostergebäude leer, die Michaelskapelle mit dem Pörzeling ist seit April 1799 abgebrochen, die Bibliothek des Stiftes wurde – wie vorhin schon gesagt- an einen Engländer verkauft und ging beim Transport nach England im Kanal unter.
Mit der Aufhebung des Stiftes und dem Auswandern der Stiftsherren verlor Münstereifel seine frühere, herausragende Bedeutung. Jakob Katzfey sagt mit den Worten des römischen Schriftstellers Vergil beim Untergang von Troja „heu, fuimus Troes, fuit Ilion – wehe, Trojaner sind wir gewesen, Troja ist nun vergangen“