ST. HELENA, BAM-MUTSCHEID

Kirchenchor St. Cäcilia Mutscheid

Die neue postalische Anschrift des Vereins lautet:

Kirchenchor St.Cäcilia Mutscheid

Georg Sampels

Bühlenstr. 31,

53902 Bad Münstereifel

E-Mail: gsampels@web.de

 

Führung durch die Kirche in Mutscheid

Seien Sie ganz herzlich zur Führung durch die Mutscheider Pfarrkirche, die der hl. Helena geweiht ist, begrüßt.

Wir schauen uns zuerst die alte Kirche an, die jüngere, deren Jubiläum wir heute feiern, werden wir anschließend besuchen.

Sensible Menschen, die unsere Kirche besuchen, merken, dass hier auf dem Hügel ein besonderer Ort ist, eine Kraftquelle. Das hängt wahrscheinlich mit Wasseradern zusammen, deren Energie selbst durch Erdschichten und dicke Fußböden zu spüren ist. An solchen Stellen haben schon Römer und Kelten ihre Heiligtümer erbaut. Ich erinnere nur an den Michelsberg.

Ursprünglich, das heißt bis 1911, war die alte Kirche vom „ Kirchhof“ umgeben. Menschen wollten nahe bei den Reliquien, die in der Kirche aufbewahrt wurden, begraben werden, weil man im MA der Überzeugung war, dass beim Jüngsten Gericht die Heilgen die Menschen mit in den Himmel hinaufziehen.

Wir stehen also in einem Haus, das zur Ehre Gottes errichtet und in dem in Hunderten von Jahren Gottesdienst gefeiert wurde.

Der ältere Teil der Kirche ist im 15 Jh, genauer zwischen 1435 und 1457, geweiht worden, denn als man den Reliquienkasten im Hochaltar Anfang des 20Jh öffnete, fand man das Siegel des Weihbischofs Johann Schleeter, der nachweislich zwischen 1435 und 1457 Weihehandlungen im Erzbistum Köln vollzogen hat.

Vermutlich hat es schon einen Vorgängerbau an der gleichen Stelle gegeben, denn der Turm stammt aus den 12. Jh.

In den Statuten des Ahrdekanates von 1173 wird Mutscheid erwähnt und von einer Kirche gesprochen, in der der Dechant des Ahrdekanates Gericht halten musste. Der viergeschossige Turm hat wahrscheinlich auch als Fluchtburg gedient, d.h., in Kriegszeiten, wenn marodierende Truppen durch die Lande zogen, haben die Menschen sich hierhin zurückgezogen.

Die erste Kirche auf dem Gebiet der Mutscheid befand sich in Gut Hospelt, einem karolingischen Gutshof, der bereits im 9. Jh nachweisbar ist. Im Laufe der Jahre wurde aber Mutscheid Mittelpunkt der Kirchengemeinde — Der Ort Mutscheid taucht bereits als „ Murkensceit“ im Prümer Urbar von 893 auf — und löste das ältere Hospelt als Gemeindezentrum ab.  1246 kommt die Mutscheid zum Erzbistum Köln. Mitte des 16. Jh wurde der Dingstuhl an die Herren von Orsbeck, die auch die Herren von Wenzberg sind, verpfändet.

Das Wappen dieser Herren von Orsbeck taucht als Gewölbeanfänger in der alten Kirche auf. Im MA war es so, dass der Lehnsherr bei einem Kirchenneubau die Kosten für den Kirchenraum trug, der Priester die für Apsis und Altar und die Gläubigen die für den Glockenturm. Wahrscheinlich hatte diese Kirche ursprünglich eine flache Decke und diese Decke wurde erst nach 1539 eingezogen, denn erst in diesem Jahr wurden die Herren von Orsbeck auch die Herren von Wenzburg. Sie durften sich in der Kirche verewigen, indem sie z.B. ihr Wappen auf einem Schlussstein anbrachten.

Die Schlusssteine in dieser Kirche sind besonders bemerkenswert. Im Ostjoch des Schiffes befindet sich auf runden Schlusssteinen das Programm aller gotischen Kirchen: Abbild des Himmels und Triumph des Lammes.

Im Ostjoch finden wir das Lamm Gottes zwischen Sonne und Mond mit Stern. Das sind wichtige Symbole der christichen Baukunst.

Das Lamm mit Kreuz und Siegesfahne ist das Osterlamm, das Sinnbild für Jesu Auferstehung von den Toten.

Die Sonne steht für den Messias. In der Bibel spricht man von der Sonne der Gerechtigkeit. In vielen Kulturen und bei den Naturvölkern wurde die Sonne als Gott verehrt.

Der Mond spielt im bildhaftem, religiösem Symboldenken vieler Völker eine bedeutende Rolle. Er wechselt ständig sein Aussehen und ist damit Symbol der Wandlung und des Wachstums.

Im Südschiff ist das Schweißtuch und das Haupt Johannes des Täufers zu sehen,  im Chor zwei schildtragende Engel.

Wir haben in dieser Kirche ein Rippengewölbe, das durch Längs -und Querrippen getrennt ist. Die einzelnen Gewölberippen wurden ursprünglich von Konsolen abgefangen.

Bemerkenswert sind auch die Fenster über dem Kreuzweg im Langhaus. Im 19. Jh. hatte man die gotischen Maßwerke aus den Fenstern gebrochen, um mehr Licht in die Kirche zu bringen. Bei der Renovierung der Kirche im 20. Jh. sind die spätgotischen Maßwerkfenster nach Befundresten im Scheitelfenster der Apsis von Glaskünstler Paul Weigmann entworfen und hergestellt worden. Sie enthalten Blattornamente und Vogelmotive. Als Farben hat man Blau und Rot verwandt, dadurch entsteht im Laufe des Tages bei Sonnenschein ein wechselndes Farbenspiel in der Kirche.

Die Fenster in der Apsis sind auch in der Werkstatt von Paul Weigmann entstanden. Die Motive sind von einer japanischen Künstlerin in das Glas „ geritzt“ worden, eine Technik, die nur ganz selten verwandt wird. Hinter der Apsis befindet sich die alte Sakristei, die heute als Beichtzimmer genutzt wird.

Sie betreten jetzt den Chorraum. Mittelpunkt ist ein Taufbecken aus Basaltlava, das aus dem 12. Jh. stammt. Er kommt wahrscheinlich aus der älteren Kirche, die an derselben Stelle gestanden hat. Aber dieser Bau ist bis jetzt nicht nachweisbar. Der Taufstein ist ein wichtiger Teil einer Kirche, denn einen Taufstein gibt es nur in der Pfarrkirche.

Auf dem Sakramentshäuschen ist die Jahreszahl 1517 zu sehen. Vor der Entdeckung des Siegels des Weihbischofs Johann Schleeter hat man 1517 als Gründungsdatum der Kirche angenommen. Das Sakramentshäuschen zeigt die hl.Helena mit dem hl. Rock von Trier und die hl. Barbara mit einem Buch in der Hand. Diese beiden Heiligen werden uns auch auf dem Hauptaltar in der neuen Kirche begegnen.

Um 1900 war die alte Kirche für die Gemeinde zu klein geworden.

Der damalige Pfarrer begründete den Antrag ans Generalvikariat mit folgenden Zahlen: 1903 gab es in der Gemeinde 1138 Gläubige, 758 Kirchgänger ( ohne Kleinkinder und Alte), aber es war nur für 294 Menschen Platz. Die Kinder mussten im Altarraum und viele Gläubige im Freien stehen, wenn sie der Heiligen Messe beiwohnten.

Regierungs-Baumeister Karl Moritz entwarf nach einigem Hin und Her die Pläne für den Anbau der Kirche und 1910/11 wurde sie gebaut. Am 7.7.1916 weihte Weihbischof Joseph Müller sie feierlich ein. Der neue Teil wurde an das Mittelschiff im Norden angebaut. Das Generalvikariat verlangte vom Architekten, dass sich der Neubau harmonisch an den alten Teil der Kirche anschloss, was wirklich gelang, denn der Betrachter hat den Eindruck, als wenn die beiden Teile immer zueinander gehört hätten.

Das Problem der Entfernung vom neuen Altar löste man auf recht geschickte Weise, indem der Boden der neuen Kirche abgesenkt wurde, sodass man im alten Teil wie auf einer Empore sitzt.

Die Akustik in der Kirche ist so gut, dass man bei normaler Lautstärke auch in der letzten Bank verstehen kann, was im Chor gesprochen wird.

Die gute Akustik hängt auch mit der Deckenkonstruktion, die sogenannte Rabitztechnik zusammen. Sie war erst einige Jahre vorher erfunden worden. Im Vorgriff auf geplante Opernhäuser in Köln und Wuppertal versuchte der Architekt mithilfe dieser Deckenkonstruktion ein akustisches Meisterwerk zu schaffen. Der Erfolg war so groß, dass die alte Kölner Oper mit der gleichen Deckenkonstruktion gebaut wurde.

Die Fenster in den beiden Seitenschiffen zeigen die Apostel und geben das Apostolische Glaubensbekenntnis in lateinischer Sprache wieder. Diese dreiteiligen Fenster weisen Elemente des Jugendstils auf. Die Fenster im Chorraum sind allemal Stiftungen. In ihnen sind Maria, Joseph, Helena und Michael dargestellt, über dem ehemaligen Beichtstuhl sind Maria Magdalena und Petrus zu sehen. Die einteiligen Spitzbogenfenster  wurden in Linnich angefertigt. Über dem Altar befindet sich ein Kranz von Rundfenstern mit Maßwerkfüllung.

Mittelpunkt der Kirche ist der hölzerne, barocke Hochaltar. Er wurde wahrscheinlich in einer Kölner Werkstatt hergestellt. Als er in der alten Kirche stand, war er niedriger. Um ihn an die Höhe der Nordwand anzupassen hat man zwei Geschosse eingefügt. Es wurden der Tabernakel und eine mit Engelsköpfen belegte Sockelzone eingeschoben. Zentrum des Altares ist die Darstellung der Anbetung der Hirten im Stall von Betlehem. Auf der unteren Ebene kann man zwischen zwei gedrehten und von Weinranken umwundenen Säulen die Statuen der hl.Helena und der hl. Barbara sehen. Helena mit Kreuz dargestellt, denn sie soll auf einer Reise ins Heilige Land Teile des Kreuzes Christi aufgefunden haben. Außerdem hat sie den Heiligen Rock und die Gebeine des hl.Matthias nach Trier gebracht. Viele Matthias-Bruderschaften pilgerten und pilgern noch heute zum Grab des hl.Matthias.

Und Mutscheid liegt an diesem Pilger -und Handelsweg von Köln nach Trier. Mutscheid war die letzte Station im Erzbistum Köln. Deshalb hat man die Kirche prächtig ausgestattet und groß gebaut, ebenso das Pfarrhaus,in dem die Pilger und Händler übernachten konnten.

Die Heilige Barbara ist mit einem Turm in der Hand dargestellt, was auf ihre Lebensgeschichte hinweist. Sie ist die Schutzpatronin der Bergleute. Der Bergbau im Glückstal bei Willerscheid spielte für die Menschen in der Mutscheid eine große Rolle, denn sie hatten wenig Möglichkeiten, außerhalb der Landwirtschaft eine Beschäftigung zu finden.

Auf der oberen Ebene des Altares befindet sich ein Relief, das die Krönung Mariens durch die Dreifaltigkeit zeigt.

Auf dem Gebälk stehen der hl.Sebastian und der hl.Rochus, die Schutzheiligen der Pestkranken. Es ist bekannt, dass die Pest auch in dieser Gegend immer wieder gewütet hat.

Ein Schmuckstück des Chorraums ist der Zelebrationsaltar, der 1999 in einer Steinmetzwerkstatt in Herzogenrath hergestellt wurde. Herrn Huppertz-Weskott hatte man die Neugestaltung des Altarraums übertragen. Das Material des Altartisches stammt aus demselben Steinbruch, wie man es beim Bau der Porta Nigra in Trier verwandt hat. Das Motiv des Altares ist ein Weizenfeld, denn die Weizenähren sind Symbol für die Eucharistie. Der Künstler wollte zum Ausdruck bringen, dass Christus sich bei jeder Heiligen Messe opfert, stirbt, um neues Leben hervorzubringen.

Um den Altar sind 14 Weizenkörner angedeutet, stellvertretend für die 14 Dörfer, die zur Gemeinde Mutscheid, also zu diesem Altar gehören.

Ich hoffe, dass ich Ihnen die Ideen , die in diesem Gotteshaus auf unterschiedliche Weise anklingen, etwas näher gebracht habe.

An erster Stelle ist unsere Kirche aber kein Museum, sondern ein Haus, wo Menschen Gott begegnen und ihm ganz nahe sein können.

 

Kirchenvorstand:

Robert Rego, David Axer, Andreas Breuer, Erwin Schmitz, Bernd Ohlert, Johannes Osterspey, Heinz Pfahl